Kürzlich habe ich, angeregt von einer TV-Doku über „rätselhafte Amazonen“, ein altes, unveröffentlichtes Manuskript von mir wieder ausgegraben, welches rätselhafterweise von Amazonen handelt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich mit der Arbeit daran angefangen hatte. Es dürfte noch während meines Geschichtsstudiums in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts (!) gewesen sein.
Nun ist es mit alten, unveröffentlichten Manuskripten ja so eine Sache. In der Regel gibt es gute Gründe, warum sie nie zum Buch geworden sind. Beim Wiederlesen meines „Frühwerks“ schwankte ich jedenfalls beständig zwischen Schmunzeln und Schaudern, entdeckte so manche Stilblüte, die ich mir seither glücklicherweise abgewöhnt habe, und eine – offenbar früh erwachte – Liebe zu Adjektiven, der ich zum Leidwesen mancher Leser*innen nach wie vor fröne.
Aus der Distanz von mehr als zwanzig Jahren fiel es mir denn auch nicht schwer, den Entscheid der rund zwei Dutzend Verlage nachzuvollziehen, die meinen „mythologischen Roman“, wie man das Werk bzw. dessen Genre wohl am ehesten bezeichnen würde, damals abgelehnt hatten. Es liegt in der Natur von ersten Gehversuchen, dass sie in aller Regel Versuche bleiben müssen, und sei es nur, um einen später daran zu erinnern, dass Übung halt doch die Meisterin macht.
Allerdings erinnern die alten Manuskripte, die in den Schubladen vieler Autoren und Autorinnen lagern, auch daran, dass der Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen, für so mache*n Schrifsteller*in, wenn überhaupt, erst nach mehreren Anläufen und nicht selten auch erst nach vielen Jahren „harter Schreibarbeit“ in Erfüllung geht.
Das muss nicht zwingend schlecht sein. Der umgekehrte Weg – eine frühe Publikation, ein Bestseller gar, von dem aus es dann mit der Beachtung beständig abwärts geht – ist vermutlich viel schwerer zu beschreiten.
Und, wer weiss, vielleicht lässt sich mit ausreichend Abstand und der nötigen Erfahrung aus einem alten Manuskript ja doch noch etwas machen.