Bücherschreiben ist eine ambivalente Angelegenheit. Obwohl das manche*r von ihnen behaupten mag, schreibt kaum ein*e Schriftsteller*in nur für sich selbst und noch weniger für die Schublade. Wer Bücher schreibt, will in der Regel auch gelesen werden.
Gelesen werden bedeutet indessen auch, sich der Kritik des Lesepublikums – Profis wie Laien – auszusetzen, und das ist für Autorinnen und Autoren tendenziell ein schwieriges Kapitel, denn von Einzelfällen abgesehen, wird kein Buch nur gelobt, gefällt kein Werk allen Lesenden gleichermassen. Ja, oftmals ist gerade das, was den einen gefällt, anderen ein Dorn im Auge.
Weil es wohl kaum etwas Persönlicheres gibt als einen in mühevoller Schreibarbeit selbst verfassten literarischen Text, gehen kritische Rückmeldungen zu ihrem Werk Schriftstellerinnen und Schriftstellern schnell nahe. Enttäuschungen sind vorprogrammiert, Ärger und Verunsicherung ebenso. Kommt die Kritik aus dem privaten Umfeld, wird aus der Enttäuschung womöglich Verletzung, zerbricht am Ende gar die Beziehung an der Last des Ausgesprochenen oder, schlimmer noch, des beredten Schweigens.
Soll eine Autorin Kritiken über ihr Buch also überhaupt lesen? Die Kundenrezensionen ihres Werks im Netz verfolgen? Bekannte auffordern, ihre Leseeindrücke zu teilen? – Mir fehlt die ausgedehnte Kritik-Erfahrung, um diese Fragen abschliessend beantworten zu können. Aber so viel kann ich immerhin sagen: Es nicht zu tun, fällt schwer. Bei den meisten von uns dürfte die Neugier – und natürlich auch die Hoffnung auf ein positives Echo – über die Angst siegen, etwas Schlechtes über sein Werk zu lesen.
Somit hilft nur, sich dem Feedback zu stellen, und zwar am besten wie Tacitus „sine ira et studio“, zu Deutsch: „ohne Zorn und Eifer“, was so viel meint wie: möglichst nüchtern und sachlich. Auf diese Weise kann man aus konstruktiver Kritik vielleicht sogar etwas lernen oder sie zumindest als das stehen lassen, was sie eben immer auch ist: eine Frage des Geschmacks.
Gegen Totalverrisse gibt es dagegen nur ein Mittel: sofort abhaken und weiterschreiben. Oder wie es Oscar-Preisträgerin Kate Winslet einst gegenüber ihrer damals noch unbekannten Schauspielkollegin Claire Foy ausgedrückt haben soll: „Keep on truckin‘!“