Über Autorenporträts

Eine Regel scheint im Literaturbetrieb für alle Schriftsteller*innen, bekannte wie weniger bekannte, gleichermassen zu gelten: Kein Buch ohne Porträt des Autors oder der Autorin, wenn nicht auf dem Cover, dann wenigstens auf der Verlagshomepage und auf Social Media.

Nun ist es kein Geheimnis, dass Bilder schöner Menschen den Absatz steigern, egal, ob man Autos, Versicherungen oder halt eben Bücher verkauft. Doch schmückt das obligate Autorenporträt nicht nur die Umschläge und Werbekanäle der überdurchschnittlich attraktiven Exemplare unserer Spezies, nein, auch bei Schriftstellern und Schriftstellerinnen, die nicht dem landläufigen Schönheitsideal entsprechen, ist es Pflicht.

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Nagende Fragen (2)

Ich lese gerade (zum ersten Mal – „shame on me!“) den englischen Klassiker „Jane Eyre“, den mir eine Freundin zum Geburtstag geschenkt hat. Das Buch ist eine wunderschöne Sonderausgabe, welcher unter anderem eine Kurzbiografie der Autorin beiliegt. Dieser ist zu entnehmen, dass Charlotte Brontë Vieles und gerade das Schwere, das sie in ihrem Roman beschreibt, aus eigener Erfahrung kannte.

Die Lektüre konfrontierte mich mit einer weitere „nagenden Frage“ des Schriftsteller*innen-Daseins: Muss man erlebt – präziser vielleicht: erlitten – haben, worüber man schreibt, um grosse oder zumindest gute Literatur zu schaffen? Oder anders formuliert: Entsteht nur aus selbst Erlebtem und vor allem Erlittenem grosse respektive gute Literatur?

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Abonnieren, bitte!

Zu den grössten Herausforderungen des Schriftsteller*innen-Lebens (wenigstens des Meinen) gehört die Selbstvermarktung. Wer wie ich das Glück hat, in einem Verlag unterzukommen, ist davon weniger betroffen, als Schriftsteller*innen, die ihre Bücher im Selbstverlag herausgeben. Doch selbst wenn ein Verlag sich um das Marketing kümmert, ist es angesichts des harten Kampfs um Aufmerksamkeit auf dem Buchmarkt für den*die Autor*in ratsam, zusätzlich ein bisschen Eigenwerbung zu betreiben.

Und das ist nun leider meine Sache nicht.

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Nagende Fragen (1)

Als Jugendliche habe ich zwischenzeitlich erwogen, mich an einer Gesangskarriere zu versuchen. Ich bereue nicht, es nicht getan zu haben. Aus mir wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit maximal eine zweite Sopranistin in einem mittelmässigen Opernensemble geworden und nicht die Primadonna, die zu werden ich mir erträumte.

Dennoch frage ich mich in seltenen Momenten, ob mir nicht einfach nur der nötige Wille gefehlt hat, ob ich nicht hätte werden können, wovon ich träumte, wenn ich es nur ernsthaft genug versucht hätte.

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Lob des Prologs

„(…) jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, dichtete einst Hermann Hesse und schenkte der deutschen Sprache damit eines ihrer wohl meist zitierten Bonmots. Was Hesse für den Beginn einer neuen Lebensstufe formulierte, sollte idealerweise auch für die ersten Seiten eines Buches gelten: Sie sollten ein Versprechen für viele zauberhafte Lesestunden sein und die Leser*innen vom ersten Satz an in ihren Bann schlagen.

Für Autorinnen und Autoren sind Buchanfänge daher eine besondere Herausforderung, eine, die nicht alle gleichermassen gerne annehmen. Ich gehöre zu den Schreibenden, die es lieben, Buchanfänge zu erfinden. In der Tat habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, ein Buch zu schreiben, das nur aus Anfängen besteht. Genauer: Nur aus Prologen. Prologe sind meine liebste Schreibdisziplin. Schon meine ersten literarischen Gehversuche beginnen mit einem Prolog, und beide meiner bisher veröffentlichten Romane haben einen.

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Das Kreuz mit den Kritiken

Bücherschreiben ist eine ambivalente Angelegenheit. Obwohl das manche*r von ihnen behaupten mag, schreibt kaum ein*e Schriftsteller*in nur für sich selbst und noch weniger für die Schublade. Wer Bücher schreibt, will in der Regel auch gelesen werden.

Gelesen werden bedeutet indessen auch, sich der Kritik des Lesepublikums – Profis wie Laien – auszusetzen, und das ist für Autorinnen und Autoren tendenziell ein schwieriges Kapitel, denn von Einzelfällen abgesehen, wird kein Buch nur gelobt, gefällt kein Werk allen Lesenden gleichermassen. Ja, oftmals ist gerade das, was den einen gefällt, anderen ein Dorn im Auge.

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