Nagende Fragen (2)

Ich lese gerade (zum ersten Mal – „shame on me!“) den englischen Klassiker „Jane Eyre“, den mir eine Freundin zum Geburtstag geschenkt hat. Das Buch ist eine wunderschöne Sonderausgabe, welcher unter anderem eine Kurzbiografie der Autorin beiliegt. Dieser ist zu entnehmen, dass Charlotte Brontë Vieles und gerade das Schwere, das sie in ihrem Roman beschreibt, aus eigener Erfahrung kannte.

Die Lektüre konfrontierte mich mit einer weitere „nagenden Frage“ des Schriftsteller*innen-Daseins: Muss man erlebt – präziser vielleicht: erlitten – haben, worüber man schreibt, um grosse oder zumindest gute Literatur zu schaffen? Oder anders formuliert: Entsteht nur aus selbst Erlebtem und vor allem Erlittenem grosse respektive gute Literatur?

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Nagende Fragen (1)

Als Jugendliche habe ich zwischenzeitlich erwogen, mich an einer Gesangskarriere zu versuchen. Ich bereue nicht, es nicht getan zu haben. Aus mir wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit maximal eine zweite Sopranistin in einem mittelmässigen Opernensemble geworden und nicht die Primadonna, die zu werden ich mir erträumte.

Dennoch frage ich mich in seltenen Momenten, ob mir nicht einfach nur der nötige Wille gefehlt hat, ob ich nicht hätte werden können, wovon ich träumte, wenn ich es nur ernsthaft genug versucht hätte.

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Von Musts, Want-Tos und Maybes

Vor zwei Wochen habe ich hier im Blog den richtigen Umgang von Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit Kritiken thematisiert. Dabei habe ich aus Platzgründen ein wichtiges Faktum unbeachtet gelassen: Für die meisten Autorinnen und Autoren ist die entscheidende Frage nämlich nicht die, wie sie mit Kritik umgehen sollen, sondern die, wie sie es überhaupt schaffen, von der Kritik wahrgenommen zu werden. Oder anders formuliert: Nicht ihre Kritikfähigkeit steht zur Debatte, sondern die Kritikwürdigkeit ihres Werks.

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Es ist da!

Kürzlich hat eine frisch gebackene Mutter meine Gratulationen zur Geburt ihres Kindes mit dem Satz quittiert: „Dein Baby kommt ja auch bald.“ Ich brauchte einige Sekunden, bis ich begriff, dass sie von meinem neuen Buch sprach, bedankte mich dann aber meinerseits für die Glückwünsche zur bevorstehenden „Geburt“.

Als Kinderlose kann ich nicht beurteilen, wie sich die Freude über die Geburt eines Kindes zur Freude über das Erscheinen eines Romans verhält. – Ich nehme an, sie wird doch noch um Einiges grösser sein. – Aber die Analogie hat ihren Reiz, weshalb ich sie hier gerne aufnehme, um zu verkünden: Jetzt ist es da, mein „Baby“. Es trägt den Namen „Jederstadt“, ist ca. 400 Gramm schwer und (in den Augen der „Mutter“) natürlich das hübscheste Kind der Welt.

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Ein Hoch auf die Autorinnen-Freundschaft

Bücherschreiben ist ein einsames Geschäft. In der Regel betreibt man es die längste Zeit allein mit sich und seinem Schreibgerät, früher Bleistift oder Feder, heute meistens ein Computer, in jedem Fall aber nichts, womit man ein ernsthaftes Gespräch führen könnte.

Umso mehr freut sich die Autorin, wenn sie sich gelegentlich mit einer „Leidensgenossin“ über ihre Tätigkeit und ihre Texte austauschen kann. – Gibt der Plot etwas her? Ist der Einstieg gelungen? Funktioniert die Hauptfigur?

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