Kürzlich hat eine frisch gebackene Mutter meine Gratulationen zur Geburt ihres Kindes mit dem Satz quittiert: „Dein Baby kommt ja auch bald.“ Ich brauchte einige Sekunden, bis ich begriff, dass sie von meinem neuen Buch sprach, bedankte mich dann aber meinerseits für die Glückwünsche zur bevorstehenden „Geburt“.
Als Kinderlose kann ich nicht beurteilen, wie sich die Freude über die Geburt eines Kindes zur Freude über das Erscheinen eines Romans verhält. – Ich nehme an, sie wird doch noch um Einiges grösser sein. – Aber die Analogie hat ihren Reiz, weshalb ich sie hier gerne aufnehme, um zu verkünden: Jetzt ist es da, mein „Baby“. Es trägt den Namen „Jederstadt“, ist ca. 400 Gramm schwer und (in den Augen der „Mutter“) natürlich das hübscheste Kind der Welt.
Ab hier wird es schwierig mit der Analogie. Bücher – zumal historische Romane – benötigen meist mehr als neun bis zehn Monate, um heranzureifen, sind nach der „Geburt“ dafür um einiges pflegeleichter als Säuglinge. Sie müssen weder gestillt noch gewickelt werden, brauchen keine Strampler und auch kein Kinderbettchen. Ein trockenes Plätzchen im Regal genügt ihnen vollauf. Und was das Beste ist: Bücher werden erst laut, wenn man sie aufschlägt und darin zu lesen beginnt. Im Unterschied zu Babys können sie sich überdies von der ersten Sekunde an verständlich ausdrücken, selbst wenn manches, was in ihnen steht, der Interpretation durch den oder die Leser*in bedarf.
Ähnlich wie echte Eltern freuen sich allerdings auch „Bücher-Eltern“ sehr, wenn andere Menschen ihre „Kinder“ bewundern, oder sich zumindest eingehend mit ihnen befassen. Von ausführlichen Kritiken und Sterne-Bewertungen im Internet ist bei Neugeborenen dringend abzuraten. – Im Falle meines Romans lade ich Sie / euch herzlich dazu ein!
P. S.: Der Storch bringt mein Buch leider nicht, aber der Buchhändler oder die Buchhändlerin Ihrer bzw. deiner Wahl wird es gerne für Sie / dich bestellen.