Zu den grössten Herausforderungen des Schriftsteller*innen-Lebens (wenigstens des Meinen) gehört die Selbstvermarktung. Wer wie ich das Glück hat, in einem Verlag unterzukommen, ist davon weniger betroffen, als Schriftsteller*innen, die ihre Bücher im Selbstverlag herausgeben. Doch selbst wenn ein Verlag sich um das Marketing kümmert, ist es angesichts des harten Kampfs um Aufmerksamkeit auf dem Buchmarkt für den*die Autor*in ratsam, zusätzlich ein bisschen Eigenwerbung zu betreiben.
Und das ist nun leider meine Sache nicht.
Dass man mich recht versteht: Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, besonders bescheiden zu sein oder das „Rampenlicht“ partout zu scheuen. Bescheidenheit ist keine Charaktereigenschaft, die ich in einer Selbstbeschreibung verwenden würde, und als „verhinderte“ Sängerin geniesse ich es durchaus, ab und zu auf einer Bühne bzw. im Mittelpunkt zu stehen. Was ich dagegen äusserst ungern tue, ist, ein Buch – ja, irgendeine Arbeit von mir – anzupreisen wie an einem Marktstand.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens bin ich mit der – heute wahrscheinlich ziemlich altmodisch anmutenden – Maxime „Selbstlob stinkt“ aufgewachsen, eine Prägung, die offensichtlich nachwirkt. Zweitens fühle ich mich als „Schriftstellerin im Nebenamt“ stets ein wenig wie eine „Ettikettenschwindlerin“, wenn ich mein Buch bewerbe. Und Drittens fürchte ich mich (wie wohl fast alle Autorinnen und Autoren) vor negativer Kritik, die besonders unangenehm ist, wenn frau zuvor ein Loblied auf das eigene Werk gesungen hat.
Bei so viel Hemmung hilft nur Selbstüberlistung, sprich eine Methode, die Aufmerksamkeit potenzieller Leser*innen zu gewinnen, ohne sich bzw. sein Werk ständig selbst beweihräuchern zu müssen.
Wie das geht, kann frau wiederum von der Werbebranche lernen. Das Zauberwort heisst „Content-Marketing“. Unter „Content“ versteht man im Marketing-Jargon Inhalte, die über platte Werbesprüche hinausgehen. Statt ständig sein Werk anzupreisen, soll der Autor demnach lieber berichten, wie es entstand, statt über sein neuestes Buch lieber über die Themen reden, die es behandelt oder darüber, was ihn dazu bewogen hat, genau diese zu wählen.
Wenn die Autorin gerade kein aktuelles Werk auf dem Tisch liegen hat, kann sie alternativ auch über das Schreiben an sich, über ihre Lieblingsbücher oder den Literaturbetrieb sinnieren. – Genug Stoff, um einen Blog zu füllen, findet sich im Schriftstellerinnen-Leben allemal, selbst wenn es nur das Leben A ist.
Und damit bei der nächsten Buchankündigung dann tatsächlich auch ein paar mehr potenzielle Leser*innen auf meiner Verteilerliste stehen, sei’s hier (widerstrebend) gesagt: Ich freue mich, wenn Sie (oder du) meinen Blog abonnieren, fleissig lesen und bei Gelegenheit wärmstens weiterempfehlen.
Gegen Fremdlob habe ich nämlich ganz und gar nichts einzuwenden.
Lest das Buch, es lässt einem nicht mehr los, flüssig und sprachlich gut, historisch sehr gut informiert, oft witzig trotz schwerwiegendem Thema, manchmal vielleicht zu sarkastisch, was Distanz bewirkt zu den dargestellten Personen. Die ist Geschmacksache. Doch lest das Buch, es schärft die Sinne und die Betrachtung dieser schlimmen Zeit. Wichtig: es ist nicht langweilig, ein Hauptargument von Reich Ranitzky über gute Bücher! Lest das Buch!! Dorothea
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